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  • Feb 17, 2015
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Tourismusmarketing: Die Megatrends 2015

Schon seit Jahren veröffentlichten wir hier die großen Marketingtrends der Touristik. Die Artikel waren sehr erfolgreich, unsere Leser hochinteressiert und so setzen wir die Megatrend-Serie in diesem Jahr fort.

Den Blick in die Glaskugel haben in diesem Jahr wieder die verschiedensten Branchenkenner gewagt. Wir haben Sie gefragt: Was bewegt die Branche, was sind die großen Trends im Tourismusmarketing 2015? Ihre Einschätzungen lesen Sie hier – und gerne können Sie mitdiskutieren! Los geht’s…:

Matthias Gürtler, touristik aktuell

Matthias Gürtler arbeitete nach seinem Studium der Journalistik, Völkerkunde und Kunstgeschichte als freier Journalist in Leipzig, Erfurt und Frankfurt am Main. Geleichzeitig war er als Reiseleiter in Nordafrika, Skandinavien, Mittel- und Osteuropa und dem Nahen Osten tätig. Seit 1998 ist Gürtler Redakteur bei der Fachzeitschrift touristik aktuell, seit 2008 als Chefredakteur.

1. Organisierte Fernreisen: Die Veranstalter haben ihre Reisen zu einem Zeitpunkt eingekauft, als der Euro vor allem gegenüber dem US-Dollar noch einen hervorragenden Kurs hatte. Viele Ziele dürften somit über Veranstalter günstiger zu bereisen sein, als wenn Urlauber ihren Urlaub gänzlich allein organisieren. Veranstalterreise heißt dabei nicht Pauschalreise: Bausteinprodukte lassen den Urlaub absolut individuell werden. Und glaubt man der FUR, nehmen dabei zunehmend viele Fernreisende wieder die Hilfe eines guten Reisebüros in Anspruch.

2. Social Media: Carnival Cruise Lines bietet nicht umsonst den Zugang zu sozialen Netzwerken auf den eigenen Schiffen günstiger an als den Zugang zu E-Mails und Web-Browsern. Denn wer vom Urlaub aus in Facebook, Twitter und Co tätig wird, posaunt fast immer nur Lob in die Welt hinaus. Selbst wenn nicht alles rund läuft, sollen Freunde und Verwandte doch richtig neidisch werden.

3. Deutschland-Urlaub: Das ist der Trend, der nie ein Trend, sondern immer Realität war. Deutschland ist den Deutschen lieb und teuer und als Reiseziel seit jeher wichtiger als Spanien. Im eigenen Land haben die Deutschen tolle Regionen zur Auswahl, die Kosten im Überblick (ohne Roaming-Gebühren) und das eigene Auto dabei. Es wird wieder brummen an Nord- und Ostsee, in Mecklenburg-Vorpommern, in Sachsen, im schönen Süden des Landes und wo auch immer…

P.s.: Den Ausblick bis 2025 gibt es hier…:
Ich selbst wage mich nicht so weit.

Timo Kohlenberg, America Unlimited

Timo Kohlenberg ist Mit-Geschäftsführer und Marketingleiter des Spezial-Reiseveranstalters America Unlimited GmbH. Das Unternehmen gehört zu den führenden Anbietern von individuell ausgearbeiteten Reisen in die USA, Kanada sowie Mexiko. Neben dem Hauptsitz in Hannover betreibt der Veranstalter mittlerweile auch Büros in Hamburg und Berlin. Seine Prognose für 2015:

1. Mobile: Auch in diesem Jahr wird mobile advertising weiter durch die Decke gehen. Inzwischen gibt es, selbst im Tourismus, die ersten Buchungserfolge über Apps und mobile Websites zu berichten.

2. Instagram: Das Social Media Network 2015. In diesem Jahr wird Facebook auch auf Instagram die Ads lancieren und so weiter wachsen. Hier sollte auf alle Fälle investiert werden.

3. Video: Videos werden auch in diesem Jahr an Bedeutung gewinnen. Social Media Netzwerke spielen diese inzwischen direkt beim rüberscrollen ab und erhöhen so die Reichweite. Wichtig ist hier – wie in allen Fällen – ein relevanter Content.

Dirk Rogl, Unister

Dirk Rogl ist Direktor Kommunikaton bei UNISTER Travel. Zuvor arbeitete er 15 Jahre für die touristische Fachzeitschrift fvw mit steten Blick auf Trends und Innovationen aus der digitalen Welt und seinen heutigen Arbeitgeber.

1. Fokussierung: Nichts ist technisch unmöglich, doch alles ist eine Frage des Aufwands und der Kosten. Eine omni-device-fähige Multichannel-Strategie und die Personalisierung des Angebots mit Hilfe von Big-Data-Technologie werden unaufhaltsam kommen. Es würde mich nicht wundern, wenn diese zwei Punkte nicht ganz vorn landen in der Liste der meist genannten Trend-Begriffe dieser illustren Rund. Gleiches gilt für Kundenzentrierung, eine ganz wunderbare neuentdeckte Wortschöpfung aus dem Zauberreich des Digital Change, die meiner Meinung nach stets eine Selbstverständlichkeit hätte sein sollen.
All das ist wichtig. Doch es bleibt die Frage nach der Effizienz. Allenfalls die Giganten im Markt werden es schaffen, im Alleingang Kunden- und Angebotsdaten so in Einklang zu bringen, dass damit die komplette Customer Journey (übrigens ein deutlich verblasstes Modewort vergangener Jahre) abgedeckt ist. Es steht außer Frage, dass touristische Anbieter in Zukunft auch „on trip“ und „post trip“ präsent sein müssen. Vermutlich aber muss nicht jede Instanz alles machen. Die Zeichen stehen auf:

2. Kooperation: Dieses Wort gab es schon immer in der Touristik. Nach den gleichnamigen Bündnissen etwa im Reisebüro-Vertrieb oder im Hotelgewerbe wird es ganz neue Formen der Kooperation geben. Data-Sharing, natürlich im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, wird sich weiter fortsetzen. Dabei geht es sowohl um Kunden- und Vorgangsdaten als auch um Produktdaten.
Bilaterale Partnerschaften etwa zwischen Leistungsträgern und Vertrieb gewinnen an Bedeutung und ergänzen die klassischen Datenflüsse in der Touristik etwa über zentrale Buchungssysteme, in denen jeder Zugriff auf alles hat. Wer jedoch mehr als das hat, ist im Vorteil. Und dann sind wir wieder dort, worum es immer geht:

3. Einzigartigkeit: Unique Content ist und bleibt der zentrale Schlüssel zum Erfolg und fehlt unter diesem oder ähnlichem Namen niemals in meiner Liste der drei Trendbegriffe. Und dabei geht es längst nicht nur um Uniqueness im Sinne der Suchmachinenoptimierung.
UNISTER Travel hebt sich in vielen Punkten von den unzähligen Reiseportalen im Netz ab: Einzigartige Technologie steuern bei Ab In Den Urlaub & Co einzigartige Produkte in das ohnehin breite Angebotsportfolio aus der GDS-Welt ein. Einzigartige Agilität, die in Leipzig gelebt wurde als flinke Arbeitsmethoden wie Scrum & Co noch völlig unbekannt waren, sichern eine schnelle Umsetzung von Innovation. Im Vorteil ist, wer heute schon an den Megatrends des Jahres 2016 arbeitet.

Ann Hartl, Sense of Tourism

Ann Hartl ist seit 25 Jahren Beraterin in der Touristik und hat ihr Büro auf Bornholm.
Hauptthemen für 2015 werden der weitere Vormarsch der Online-Reisevermittler, die Reduktion der Flugtarife, sowie der fortgesetzte Fall der durchschnittlichen Aufenthaltslänge, sein. Diese Trends bedeuten für die Zielgebiete eine verstärkte Aufmerksamkeit im Bereich Branding.

1. Online-Buchungen: Der Vormarsch der Online-Reisevermittler wird auch im Jahr 2015 weiter bestehen und damit die Konkurrenz um die Kunden verschärfen. Insbesondere die Möglichkeit weitläufig Preisvergleiche für sowohl Transport (insbesondere Flugreisen) und Unterkunft vornehmen zu können, setzt die Zielgebiete unter Druck. Preise entscheiden wer in die engere Wahl gezogen wird, und insbesondere für den Kurzurlaub rückt das Reiseziel in den Hintergrund; gebucht wird was billig UND auf den verschiedenen Plattformen zugänglich ist.

2. Flugtarifreduktion: Die IATA erwartet für 2015 eine durchschnittliche Reduktion von 5,1 % der Flugtarife aufgrund der vereinbarten Herabsetzung in Flugpassagierabgaben, darüber hinaus ist auch die Preislage für Brennstoff weiterhin günstig. Hinzu kommt, dass ein Anstieg der Ölpreise, die im Laufe des vergangenen Jahres ein historisches Tief erreichten, jedenfalls nicht vorläufig zu erwarten ist. Flugreisen werden dadurch weiterhin ausgesprochen attraktiv sein, und somit werden Reiseziele, die von heimischen Flughäfen bequem zu erreichen sind, bevorzugt. Zwar ist der Trend, dass Ryanair und andere Billigflieger, die Touristen an Orte locken konnten, die ein weniger interessantes touristisches Angebot haben, eindeutig gebremst. Günstige Flugtarife machen aber generell den Einzugsbereich der Zielgebiete grösser und verschärfen ebenfalls die Konkurrenz.
Aufenthaltslänge fällt weiter
Die durchschnittliche Aufenthaltslänge wird auch 2015 weiter fallen. Zum einen wird der Haupturlaub weiterhin kürzer, zum anderen steigt der Anteil der Kurzurlaube. Dies bedeutet ohne Zweifel, dass die Zielgebiete mehr Kunden ansprechen und anziehen müssen, um überhaupt das Niveau, was Übernachtungen (und damit Umsatz) vom Vorjahr zu halten.

3. Destination Branding: Zielgebiete, die verstehen zusammen zu arbeiten und gemeinsame Strategien für ein eindeutiges Brand zu entwickeln stehen deshalb 2015 stärker als die Konkurrenz. Auch wenn es nicht einfach ist, können wir sicher sein, dass der Tourismus weltweit weiter ansteigen wird und dass der Fremdenverkehr der bedeutendste Arbeitgeber ist. Doch ohne Zusammenarbeit und Koordination des Marketings steht man schwach. Deshalb werden die Destinationen, die 2015 es verstehen gemeinsam in die richtige Richtung zu arbeiten und ein professionell entwickeltes Angebot ihren Kunden feilbieten, auch Erfolg haben.

Lars Ramme Nielsen, Visit Denmark

Lars Ramme Nielsen ist seit 2012 Chef von Visit Denmark im Hamburg. Davor war er beim Stadtmarketing Wonderful Copenhagen und beim Flughafen Kopenhagen.

1. Sehnsucht nach einer heilen Welt: Wir leben in politisch konfliktreichen Zeiten. Umso mehr sehnen wir uns nach einer heilen Welt, insbesondere im Urlaub. Urlaubsziele, die das Gefühl von „da ticken die Uhren noch anders“ vermitteln, werden daher zunehmend attraktiver. Orte wie der heimische Harz, norwegische Berglandschaften oder eben auch ein Ferienhaus an der Küste Dänemarks vermitteln Beständigkeit und Sicherheit und werden dem Wunsch der Deutschen nach friedlicher Idylle gerecht. Regionen, die das leisten können, werden gerade in Zukunft als Urlaubsdestination Erfolg haben.

2. Energie tanken – Offlineurlaub 2.0: Heute gibt es überall WLAN, Wi-Fi und Online-Zugang, wir haben nicht nur das Bedürfnis, sondern auch den Druck der Gesellschaft immer online zu sein. Wir schalten nie ab, wir lassen uns von den eigentlich wichtigen Dingen ablenken – vom Beisammensein mit dem Partner, den Kindern oder engsten Freunden. Umso wichtiger ist es, zumindest im Urlaub fernab des Alltages Zeit mit den Liebsten zu verbringen. Die Nachfrage für einen gemeinsamen Urlaub, einen „Offlineurlaub“ wächst. Zeit füreinander zu haben, Muße zum Auftanken neuer Energie zu finden und moderate Familienaktivitäten zu erleben (am liebsten ohne übertriebene Kinderanimation, Poolpartys oder laute Nachbarn im Zimmer nebenan) – Destinationen, die die diese Voraussetzungen bieten und dabei die Grenze zwischen Nichtstun und Langeweile finden, werden zukünftig Erfolg haben.

3. Gesundheitstourismus wird Trend: 74% aller Deutschen leben heute in Städten, 30% davon in Großstädten, Tendenz steigend. Der Alltag vieler Stadtbewohner ist geprägt von hektischem Alltag, Lärm, Stau und Abgasen. Die meisten Stadtbewohner leben in Mietswohnungen, wo der Traum von Entspannung in der Natur weit entfernt ist. Viele Deutsche suchen gerade im Urlaub den Kontrast zum Stadtleben, um ihre Batterien wieder aufzuladen: Ein Urlaubsdomizil inmitten der Natur, am liebsten direkt am Meer, im Ferienappartement oder Ferienhaus, weit ab von Verkehrslärm und Abgasen. Dabei steht nicht nur Faul-Sein auf dem Programm, viele Deutsche finden in moderaten sportlichen Aktivitäten wie Radfahren oder Wandern die gesuchte Entspannung.
Diese Mischung aus Nichts-Tun und Bewegung an der frischen Luft fördert die Gesundheit – und das ohne Rezept oder Genehmigung eines Kuraufenthaltes, der die Krankenkassen teuer zu stehen kommt. Urlaub im Appartement oder Ferienhaus fördert zudem das Gemeinschaftsgefühl, sammelt Familie, Freunde, Paare – ebenfalls ein Faktor, der sich positiv auf das gesamte Wohlbefinden auswirkt. Gesundheitstourismus wird damit für jeden erlebbar. Generell werden Hektik, Lärm und Stress zunehmen. Destinationen, die einen aktiven Urlaub in einer intakten Natur anbieten können, werden in jedem Fall profitieren.

Titelfoto: mys / photocase.de

Author: Jörn Wehmeyer

2 Comments

  1. Den Trend zurück zum Resieveranstalter kann ich bestätigen, da ich zwei Resien über einein Reiseveranstalter online zusammen stellen lassen habe.

    Die Frage ist aus meiner Sicht „Wofür möchte ich als Reiseveranstalter der Zukunft online gefunden werden, den Kunden bestmöglich beraten und die Buchung möglichst einfach machen“

    Beste Grüße

    Pascal Landshöft

  2. Peter sagt:

    Mich würde ein Blogartikel mit einer kurzen Retrospektive interessieren in dem sie evaluieren welche Trends sich, wie von Ihnen vermutet, tatsächlich etabliert haben und welche es nicht geschafft haben.

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