TumblR im Tourismusmarketing
Der Verkauf TumblRs an Yahoo sorgt für sanften Wirbel: Liegt dort etwa ungenutztes Werbepotential? Müssen jetzt alle Marken zu TumblR? Was sind die Unterschiede zu anderen Netzwerken? Und welche Möglichkeiten gibt es hier für das Tourismusmarketing? Wir haben mal uns mal umgesehen…
Mit jedem neuen Social Network, das ins Gespräch gerät, geht ein Seufzen durch die Marketingabteilungen: Schon wieder etwas Neues. Sollten wir uns nun doch mal mit Social Media beschäftigen? Müssen wir in dieses Netzwerk? Was macht man da eigentlich? Haben wir Content dafür? Wer soll sich darum kümmern? TumblR gibt es selbst in Deutschland nun schon etwas länger, durch den Verkauf an Yahoo für stattliche 1,1 Mrd US$ und das damit verbundene mutmaßliche Werbepotential hat die Diskussion nun aber neuen Wind in den Segeln bekommen. Nicht zu unrecht, denn schließlich ist TumblR inzwischen die am 32. häufigsten aufgerufene Webseite der Welt.
Aber was ist TumblR eigentlich? TumblR ist ein Social Network mit Blogging-Plattform. Klassisches Bloggen, das allerdings sehr durch emotionale Inhalte wie Bilder, bewegte GIFs und Videos geprägt ist, verbindet sich hier mit einer hohen Interaktionsrate der Nutzer und einer starken Vernetzung der Blogs untereinander. Dies ist auch der entscheidende Unterschied zu anderen Blogging-Diensten wie WordPress.
Wie verbreiten sich Inhalte? Die Inhalte werden als Blogartikel vom Urheber gepostet, vor allem aber durch andere User weiterverbreitet („reblogged“). Das Besondere: Die Posts werden mit Stichwörtern („Tags“) versehen, nach denen gesucht und denen im eigenen „Feed“, der ähnlich aussieht wie bei Facebook, dauerhaft gefolgt werden kann. Dies strukturiert das Netzwerk nach Inhalten und nicht nach den einzelnen Nutzern des Blogs – ein großer Vorteil für das Marketing, da so über gute, virale Posts schnell eine hohe Reichweite erzielt werden kann.
Wie sieht Werbung auf TumblR aus? Aktuell erlebt man wenig bezahlte Inhalte auf TumblR. Lediglich in der Suche nach Kategorien oder Blogs und in den Vorschlägen der Redakteure gibt es mal einen gesponserten Post. Tatsächlich wird hier anscheinend bislang mehr Wert auf inhaltliche Überzeugungskraft gelegt: echtes Content Marketing, mit Inhalten, die sich aufgrund der hohen Viralität von alleine verbreiten. Dadurch, dass die Suche über Stichworte der einzelnen Beiträge und nicht über Nutzer läuft, haben Beiträge auch gute Chancen, von Interessierten gefunden zu werden. Dies macht TumblR neben der Imagepflege übrigens auch für E-Commerce-Angebote sehr wertvoll. Und: All dies kommt dem Nutzerverhalten auf dieser Plattform sehr entgegen. Achja, die Nutzer…
Wer nutzt TumblR? Die aktuelle Nutzerschaft TumblRs besteht zur Hälfte aus unter 25-Jährigen. Die User sind insgesamt also sehr jung, Männer und Frauen sind in etwa gleich stark vertreten. Innerhalb dieser Zielgruppe ist TumblR in den USA bereits beliebter als Facebook, was ein Indiz für seine weitere Entwicklung sein mag. Dadurch, dass vor allem visuelle und künstlerische Inhalte verbreitet werden, wird der Plattform außerdem ein vergleichsweise hohes Niveau nachgesagt.
Welche Inhalte sollten Marken auf TumblR verbreiten Alles, was die User verbreiten werden wollen. Die direkte (Service-) Interaktion mit dem User ist schwierig umzusetzen. Allerdings eignet sich inhaltlich alles, was zum Rebloggen anregt: Praktische (Reise-)Tipps, Events und Termine, tolle Fotos, Videos, Musik, Erfahrungsberichte von Reisenden und alles, was sonst noch mit dem Produkt zusammenhängt und virales Potential hat. Wie Sinje vom Social Media Kniggeschreibt: „Wenn der Inhalt des Blogs die Follower (…) nicht zum Rebloggen anregt, ist TumblR kaum effektiver als jeder andere Unternehmensblog.“
Wer macht das schon? Bisher gibt es nur wenige Vorreiter in unserer Branche. Die Kollegen von der Tourismuszukunft haben bereits ein paar Best Practice Beispiele für die Touristik zusammengestellt. Wir sind in unseren Recherchen noch auf das Ace Hotel gestoßen. Denen gelingt es sehr gut, spannende Inhalte rund um Ihre Produkte zu verbreiten und die User so emotional einzubinden, gleichzeitig aber auch Buchungsanreize zu platzieren.
Wie geht’s weiter? TumblR hat in Deutschland zurzeit rund 3,5 Mio. User. Damit liegt es natürlich weit hinter Facebook, befindet sich aber bereits auf Platz 5 der meistgenutzten Netzwerke. Wie auch Sinje in Ihrem Beitrag schließt, dürfte die Reichweite unter den internetaffinen Menschen in Deutschland bereits heute recht hoch sein. Übrigens sind auf TumblR alle Blogs öffentlich – und damit auch für Nicht-User und Suchmaschinen zugänglich.
Fazit: Die hohe Interaktionsrate, die hohe Reichweite, die einzelne Beiträge (kostenlos!) erreichen können und die vielen Emotionen und auch Geschichten, die über Bilder und Videos auf TumblR verbreitet werden, schreien quasi nach einem Engagement der Touristik. Allerdings kommt man, das ist leider die ernüchternde Erkenntnis sämtlicher Social-Media-Überlegungen, ohne einen Plan, welche Ziele erreicht werden sollen und eine Content-Marketing-Strategie, die hilft, Inhalte für die Plattform zu generieren, nicht weit, und jedes Engagement in diese Richtung ist Zeitverschwendung. Wer aber bereit ist, etwas Zeit und Herzblut in dieses Medium zu investieren, wird gerade zu diesem frühen Zeitpunkt sicher einiges an Reichweite und Kontakten erreichen und seine Marke so wirkungsvoll inszenieren können.
War denn TumblR bisher auch regelmäßig auf den deutschen Tourismusbörsen vertreten?