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  • Jul 12, 2011
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Ihr seid alle verhaftet! Der Umgang mit Schriftlizenzen in Unternehmen

Zuerst einmal: Eine Schrift ist eine Software, kein Produkt im herkömmlichen Sinne. Entsprechend kann man eine Schrift nicht kaufen, man erwirbt allenfalls ein Nutzungsrecht an ihr. Aber wer erwirbt dieses Lizenz eigentlich? Die Agentur? Der Endkunde – sprich: Sie?

Um es auf den Punkt zu bringen und die totale Verwirrung zu stiften: Je nachdem. Es hängt davon ab, wer (Agentur oder Endkunde) mit der erworbenen Lizenz arbeitet. Wenn es Ihre Agentur ist, dann muss diese auch das Nutzungsrecht erwerben. Und wenn Sie eine ambitionierte Grafikabteilung im Hause haben, die auch noch mit den Schriften arbeiten möchte, müssen Sie diese nochmal lizensieren. Sprich: Jede juristische Person muss ein eigenes Nutzungsrecht an einer Schrift erwerben. Und damit nicht genug. Jeder Freelancer, der in Ihrer Agentur mit seinem eigenen Computer arbeitet, muss eine eigene Lizenz erwerben. Anders sieht es aus, wenn er an einem Agenturrechner sitzt. Aber bei aller Lizensierungswut: Nie war es günstiger und unkomplizierter, Schriften zu lizensieren. Neben den großen Typografieanbietern wie Linotype oder Fontshop bieten eine Vielzahl kleinerer Kollektive und einzelner Schriftdesigner ihre Fonts zum schmalen Tarif an. Lassen Sie allerdings Obacht walten ob der Qualität der lizensierten Schriften – es gibt kolossale Unterschiede!

Zum lieben Geld: Wenn Ihnen Ihre (neue) Agentur eine Rechnung über Schriftlizenzerwerb Ihrer Haustypo präsentiert, ist das ihr gutes Recht, denn damit erwirbt sie erst das Recht, Layouts für Ihr Unternehmen zu gestalten. Wenn allerdings Ihre Agentur dann die gleiche Schrift auch für andere Kunden einsetzt, sollten Sie einschreiten – denn das ist natürlich nicht in Ihrem Sinne. Rechtlich gesehen stellt das allerdings kein Problem dar, da die Agentur ja eine Lizenz beim Händler erworben hat – und dem ist es vollkommen egal, wofür die Agentur die Schrift einsetzt.

Das alles ist Makulatur, wenn Sie eine eigene Hausschrift haben. Eine Corporate Typo, die exklusiv für Ihr Unternehmen „geschnitten“ wurde. Hier sind Sie Eigentümer der „Software“ (der Schrift) und entsprechend verfügen Sie auch über die Nutzungsrechte. Ihre Agentur kann Sie diesbezüglich beraten und Tipps geben, wo man sich am besten einen eigenen Schriftschnitt zaubern lässt.

Ein kleiner Überblick über die Formen des Umgangs mit den entstehenden Kosten:

• Ihre Agentur berechnet Ihnen die Lizensierungskosten eins zu eins weiter. Schlecht für Sie, denn Sie haben keine Kontrolle darüber, ob Ihre Agentur die Schriften auch für andere Kunden einsetzt.

• Ihre Agentur legt – wie mit Ihnen vereinbart – die Lizensierungskosten auf einzelne Jobs um. Dann sollten Sie genau definieren, wo das Umlegen anfängt und wo es aufhört – denn sonst bekommen Sie keine transparenten und vergleichbaren Angebote mehr.

Ihre Agentur zahlt die entstehenden Gebühren aus eigener Tasche. Die Angebote, die Sie erhalten, wären somit vergleichbar, wenn Sie mit allen Dienstleistern das gleiche Procedere vereinbaren.

• Sie gönnen sich eine eigene Hausschrift. Einmal Kosten, immer Freude. Sie sind Herr oder Frau über das Nutzungsrecht und haben somit keine Sorgen mehr.

Einen rechtlichen Sonderfall bei den Nutzungsrechten stellen Lithoanstalten und vor allem Druckereien dar. Die meisten Schriftanbieter tolerierten die Weitergabe offener Druckdaten inkl. der Fonts an diese Dienstleister, wenn die Daten ausschließlich zur Abwicklung des Druckjobs verwendet wurden. Seitdem allerdings Druck-PDF gleich aus den Agenturen verschickt werden, ist hier keine Notwendigkeit mehr gegeben und aus diesem Grund werden in den Nutzungsbestimmungen dafür vermehrt keine Freigaben mehr erteilt.

Eine gesunde Portion Vorsicht ist also geboten, beim Umgang mit den Schriften Ihres Unternehmens. Lieber nochmal nachfragen – bei Agentur oder Schriftanbieter, damit man auf der sicheren Seite ist. Generell gilt: Es ist nicht verrückt teuer, eine Schrift zu lizensieren. In der Regel erwirbt man eine Lizenz für fünf Arbeitsplätze.

Dann schreiben Sie mal drauflos!

Author: Jörn Wehmeyer

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