Die Essenz des Reisens, oder: Erfolgreiche Virals
Kennen Sie Matt? Den ehemaligen Nerd, der dann seinen Job aufgegeben hat, um um die Welt zu reisen und dabei ein Video von sich gedreht hat, wie er an den unterschiedlichsten Orten der Welt seinen besonderen Tanz tanzt? Der Typ hat mit dem erfolgreichsten seiner mittlerweile fünf Videos bisher schlappe 44 Millionen Views generiert. Neidisch? Matt hat einfach viel richtig gemacht.
Oben sehen Sie sein erfolgreichstes Video aus dem Jahre 2008. Und, zum Vergleich, hier das neueste aus 2012:
Matt wurde inzwischen von einem Kaugummihersteller und von VISA gesponsert, mittlerweile werden ihm seine Weltreisen bezahlt, nebenbei hat er einen besonderen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet (sogar in Syrien hat er getanzt, die Gesichter seiner Mittänzer wurden, zu ihrem eigenen Schutz, jedoch im Nachhinein unkenntlich gemacht) und ganz nebenbei viele, viele Menschen zu Reisen in die verschiedensten Ecken der Welt inspiriert – dies ist nicht zuletzt in zahlreichen Blogs dokumentiert.
Warum? Sicher – die Idee ist gut, der Tanz lustig, das Video abwechslungsreich und macht Spaß. Aber was ist der Hauptgrund? Matt ist authentisch. Selbst die neueren Videos sind nicht perfekt und geschönt, sondern zeigen ihn mit fremden Menschen auf der ganzen Welt, die trotz der optischen Unterschiede ganz viel gemeinsam haben, lächeln und keine Angst haben, sich zum Affen zu machen. Das inspiriert und nimmt die Skepsis, gegenüber fremder Kulturen, Völker und Menschen – sich der Welt zu öffnen.
Dies hat übrigens auch ein Deutscher getan, einen Fußmarsch von Bad Nenndorf nach Beijing angetreten und dabei mithilfe von Fotos sein Bartwachstum dokumentiert. Er hat’s nach 4.500 km dann irgendwann gut sein lassen, aber auch sein Video ist ein Hit im Netz:
Das Bild, das beide Filme vom (Fern-)Reisen vermitteln ist ein unschuldiges, unpolitisches und unkompliziertes. So muss Reisen früher gewesen sein. Wir, die für das Reisen auf die verschiedenste Art, an die unterschiedlichsten Orte werben wollen, sollten uns vielleicht hin und wieder an diesen ursprünglichen Reisebegriff erinnern. Und so zumindest kurz die Emotionen, die wir oft der „Zielgruppe“ (= Menschen wie Du und ich) verpassen wollen, am eigenen Leibe spüren.
Zum Foto:
Eines der Gewinnerbilder aus dem National Geographic Photo Contest („My sister in the south of Chile. We are sitting at home next to the fireplace in our southern lake house when it suddenly began to pour uncontrollably. Had to rush into the lake to take this snapshot!“ (Photo and caption by Camila Massu/National Geographic Traveler Photo Contest)