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  • Jul 5, 2010
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Seitenwechsel: Facebook mit den Augen einer Schülerin

Svenja Möbius besucht die 10. Klasse des Walddörfer Gymnasiums in Hamburg. Spätestens während ihres Schülerpraktikums bei uns hat sie die Aufregung erlebt, die Facebook in der Werbewelt auslöst. Vor allem kennt sie das Netzwerk aber aus persönlicher Erfahrung: Der einer 17-jährigen Schülerin, die sich über Facebook mit der Welt vernetzt. Für unseren Newsletter beschreibt sie das Medium aus ihrer eigenen Sicht. Und bringt damit auf den Punkt, was gute von schlechter Werbung auf Facebook unterscheidet….

„No matter what I’m online for, I always end up on facebook!“ – der Gruppe beitreten?!

Der PC fährt langsam hoch, das Hintergrundbild flackert kurz, die Symbole erscheinen brav in gewohnter Reihenfolge, die Internetverbindung… steht.  Zehn Sekunden später schiebt sich ein kleines Fenster am unteren rechten Rand des Bildschirms aus der Informationsleiste: „Neue Nachricht von Facebook“. Ohne nachzudenken öffne ich ein neues Fenster, klicke auf das zweitoberste Lesezeichen und die vertraute weiß-blaue Seite baut sich auf.

Bei den meisten Jugendlichen ist ein solcher oder ähnlicher Ablauf mittlerweile zur Routine geworden. Kommt man nach Hause, werden als Erstes die Nachrichten auf Facebook gecheckt, in den Interneträumen der Schulen findet sich auf beinahe jedem Bildschirm ein versteckter Tab, hinter dem sich eine angeregte Facebook-Diskussion oder ein neues Fotoalbum verbirgt und die Zahl derjenigen, die mit dem Handy mehr oder weniger rund um die Uhr online sind, steigt. Es wird gechattet, gepostet, kommentiert, hochgeladen, gemocht, geschickt und geadded. „Facebook is HUGE“ lautet eine der heutigen Statusnachrichten.

Das soziale Leben vibriert. Zumindest im Netz. Online Plattformen wie Facebook ziehen die Menschen in ihren Bann. Wenn man einmal beigetreten ist, weil man die ständigen E-Mail-Einladungen leid war, dauert es selten lange, bis man den Nutzen der Seite erkannt hat. Denn so anstrengend er sein kann, der Überfluss an Informationen, so praktisch und unterhaltsam ist es für so ziemlich jeden, der daran interessiert ist,  Kontakte zu pflegen und herzustellen und, was vielen beinahe die größte Freude bereitet, sich selbst zu inszenieren – nicht nur für die privaten Nutzer selber, sondern auch vor allem für Unternehmen und Firmen, die das Portal als Werbeplattform nutzen wollen.

So kommt es, dass auf jeder Seite durch Profilinformationen an den Nutzer angepasste Anzeigen mit kleinen Bildern geschaltet werden, die allerdings in der Regel so nervig wie uninteressant sind und auch dementsprechend selten beachtet werden. Die Anzeigen sind den im Allgemeinen sehr erfolgreichen Adwords auf Google zwar sehr ähnlich, passen aber überhaupt nicht in ihr neues Umfeld „Sozialnetzwerk“.  Wer hier unterwegs ist, sucht nicht. Zumindest nicht nach der Art von Produkten, wie sie hier zumeist angeboten werden, sondern ist hauptsächlich daran interessiert, gegebenenfalls sogar fixiert darauf, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen und zu beeindrucken.

Wer trotzdem diese kleinen Anzeigen schaltet, hofft wahrscheinlich entweder einfach nur auf Erfolg, oder übergeht die Bedürfnisse seiner potenziellen Kunden ganz einfach blind, nicht oder nicht nur im Hinblick auf das gegebene Produkt, sondern eben vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Blicke der User in erster Linie auf sich selbst, die eigenen Kontakte und auf den eigenen Stand bei eben diesen gerichtet sind (und dies in einigen Fällen tatsächlich mit einer Art verbissenem Tunnelblick). So ist nämlich das, was sich in mal mehr, mal weniger extremer Form bei Facebook abspielt, eine Reihe ausgeklügelter Selbstdarstellungen und anstatt neben diese ausgearbeiteten Profile plump eine Anzeige zu platzieren, unter der ein schüchternes „gefällt mir“ darauf wartet beachtet zu werden, sollte man einfach mitspielen.

Neben diesen Anzeigen-Außenseitern gibt es nämlich noch die anderen, die Humorvollen, die Eleganten, die Schmeichelnden – die Getarnten. Die Getarnten sind gar nicht direkt getarnt, sondern werden vielmehr in die richtige Schale geworfen und zwar nicht in die Anzeigen-Schale. Sie haben ihre Internetseite, die auf irgendeinem Wege im Netz gefunden wurde, schließlich ist Facebook.com zwar einer der absoluten Fixpunkte im virtuellen Leben vieler Surfer, allerdings nicht das einzige Interesse und diese andere Seite, auf die der Surfer klickt, bietet diesem genau das, was er sucht. Sie bietet Informationen, sie sieht gut aus, sie hat Pfiff und: sie verkörpert einen Teil dessen, was er als sich selbst ansieht, als das, was seinen Charakter ausmacht, seinen Charme, oder als das, was er gerne seinen Charme nennen würde. Es ist eine Seite, deren Attribute ihm Attraktivität verleihen würde. Und wie reizvoll ist es dann für ihn, auf einen Button klicken zu können, ganz einfach, und damit all seinen Freunden zu zeigen, was für ein Typ er ist! Und es ist dieser kleine Button, auf dem „gefällt mir“ oder „share“ steht, der es auf einfache Weise möglich macht, für beide Seiten effektiv zu werben, mit einem einzigen „Klick“.

Die Seite hat fertig geladen und ich öffne mein Profil. Ein kurzer Text von einem Freund und darunter ein Link als kurze Beschreibung einer neuen Idee für unseren Barcelona-Urlaub. „Gefällt mir“ lasse ich ihn wissen, markiere den Ort auf dem Stadtplan, der neben mir liegt, wende mich wieder dem Bildschirm zu und warte auf weitere Kommentare.“

Author: Gastautor

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