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  • Nov 29, 2012
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Ägypten kämpft – Auch um seinen Ruf als Destination

Die ägyptische Tourismusindustrie hat es derzeit nicht leicht. Während die Ägypter noch immer dabei sind, sich selbst zu finden und das Land die Einnahmen aus der Tourismusindustrie mehr denn je benötigt, zeigen die Medien weltweit dramatische Bilder und schüren Ängste unter Touristen und Geschäftsreisenden. Doch wie viel Dramatik ist vorort wirklich zu spüren? Und wie kann sich das Land gegen den Besucherschwund wehren? Ein Lagebericht aus Kairo.

Anhaltende Unruhen, eine negative Berichterstattung, die dramatische Bilder und Befürchtungen verbreitet, und natürlich die Ungewissheiten und Probleme im eigenen Land, für die zurzeit noch niemand so recht eine Lösung kennt – all das belastet Ägypten in diesen Tagen. Dass der touristische Betrieb jedoch von all dem unberührt weiter laufen kann, will bei den Touristen und Geschäftsreisenden nicht so recht ankommen. Das ist fatal für dieses Land, in dem 16 Mio. Menschen wirtschaftlich vom Tourismus abhängig sind, und das nicht zuletzt auch die Instandhaltung seiner weltweit einmaligen kulturhistorischen Schätze zu großen Teilen durch die Einnahmen der Branche finanziert.

Zeit, etwas zu tun, vor allem für den so wichtigen MICE-Tourismus im Kand: Eine ägyptische Incoming-Agentur und das touristische Fremdenverkehrsamt luden am vergangenen Wochenende zum MICE-Workshop nach Kairo und demonstrierten, wie gastfreundlich ihr Land nach wie vor ist. Ein buntes, reibunglos organisiertes Programm, ehrlich gastfreundliche Menschen und ein produktiver Austausch zwischen den deutschen geladenen Gästen und Vertretern der ägyptischen Tourismusindustrie waren da sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Und tatsächlich merkt man in Kairo kaum etwas von der Dramatik, die in den Medien dargestellt wird. Eine Aufbruchstimmung ist spürbar, wenn man mit den Menschen spricht, doch in der Stadt herrscht, zumindest abseits des Tahrir-Platzes, weitestgehend Normalität. Und auch den Platz selbst – ein paar von uns haben, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen, einen Spaziergang „auf eigene Faust“ gewagt – haben wir als einen Ort erlebt, der zwar sehr lebendig und unruhig daher kommt, auf dem jedoch eher ein friedlicher „Wind of Change“ weht. Junge Ägypter tauschen sich aus, kampieren, werben für ihre Ideale und organisieren beispielsweise Straßensperren mit Taschenkontrollen, um den Platz weitestgehend waffenfrei zu halten. Ausländer sind auch in diesem Getümmel durchaus willkommen.

Dies hat nicht zuletzt auch vernünftige Gründe: Trotz aller Differenzen sind sich die Bevölkerung und alle Parteien einig, dass Urlauber im Land gewünscht sind und dass das touristische Angebot weiter gefördert und ausgebaut werden muss. Dies bestätigte auch der Tourismusminister Hisham Zaazou, der der Veranstaltung ebenfalls beiwohnte. „Unser Problem ist, dass die Weltpresse ein völlig falsches Bild von unserem Land zeichnet“, so Zaazoo. „Sie reduziert ganz Ägypten auf einen einzigen Quadratkilometer – auf den Tahrir-Platz.“ Wer in diesen Tagen die dramatischen Ausschnitte von lauten, nächtlichen Demonstrationen gesehen hat, und im Gegensatz dazu auch eigene Eindrücke von Ägypten und insbesondere Kairo sammeln konnte, kann das bestätigen. „Die Restaurants sind gut gefüllt, der Verkehr auf den Straßen ist gewohnt chaotisch, und von den Protesten merkt man als Tourist höchstens dann etwas, wenn man einer Guppe Unzufriedener begegnet, die mit ihren Transparenten in Richtung Tahrir zieht,“ berichtet auch ein Redakteur der FVW dieser Tage.

Insofern: Ja, das Land hat Probleme, die es in den Griff bekommen muss, um langfristig stabil zu sein. Es hat aber nach wie vor enorm viel zu bieten, Touristen, aber auch Geschäftsreisenden. Während Länder wie Dubai oder Abu Dhabi sich längst einen Namen als Veranstaltungsorte für Meetings, Incentives und sogenannte Meetcentives gemacht haben, steht Ägypten hier noch hintenan. Dies gilt es mittelfristig zu ändern: Das Land bietet reichlich Anreize und ein kulturhistorisches Erbe, das seinesgleichen sucht, gute Hotels, gastfreundliche Menschen und engagierte Anbieter. Nun gilt es, all dies zu kommunizieren und die Einkäufer und Organisatoren zu überzeugen, dass das Land sicher ist und auch gehobenen Ansprüchen gerecht werden kann: Über entsprechend gestaltete, kreative Angebote und eine Kommunikation, die transparent und glaubwürdig kommuniziert, was dieses Land so einzigartig macht und warum die Wahl auf diese Destination fallen sollte. Während der klassische Sun-and-Beach-Urlauber sich noch recht leicht für die Anlagen in Hurghada und Co begeistern lässt, wird Ägypten hier mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen, um eine kritische Menge „Buyer“ zu überzeugen.

Wir wünschen es diesem Land, das mit seinen Pyramiden, seiner erstaunlichen Geschichte und Menschen und seiner faszinierenden Kultur auf dieser Welt einzigartig ist. Nicht zuletzt das Kulturerbe ist es nämlich, das zurzeit auf dem Spiel steht. Ohne die Einnahmen aus der Touristik wird es so nicht bewahrt werden können.

Mehr Infos:

fvw: „User Land ist sicher“

Webseite des Ägyptischen Fremdenverkehrsamts

 

 

photo credit: Aschevogel via photopin cc

Author: Daniela Kämmerer

Marketing-Konzeption, Strategie, Beratung, Kooperationen

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